Bifurkation in Gesmold

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Inhaltsbereich : Die Geschichte der Bifurkation in Gesmold

Die Bifurkation in Gesmold ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Landschaft und Natur laden zum Verweilen ein und bieten den Besuchern eine Vielzahl an Attraktionen. Um die Bifurkation war es jedoch im Wandel der Zeit nicht immer so ruhig. Sie war oftmals auch Schauplatz von heftigen Auseinandersetzungen über die Wasserverteilung auf Hase und Else:


Enstehung und Ausbau der Hasegabelung im 16. Jahrhundert

Erste Nachrichten über eine Ableitung der Hase in den oberhalb von Gesmold nur wenig mehr als 100 m parallel fließenden Uhlenbach liegen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor.

Hermann von Amelunxen war durch die Heirat mit Anna von dem Bussche seit 1540 Besitzer des Hauses Gesmold

Um die Schlossmühle mit mehr Wasser zu versorgen, hatte er ungefähr an der Stelle der heutigen Bifurkation eine Verbindung von Hase und Uhlenbach vertiefen und zusätzlich eine hölzerne Rinne als Ableitung zwischen den beiden vorgenannten Bächen verlegen lassen. Dieses beschreibt ein Protokoll aus dem Jahre 1578.

"Die in die Erden verlegte Gotte" wird ein ausgehöhltes Holzrohr gewesen sein. Teile davon wurden um 1965 bei Räumarbeiten gefunden. Es führte das Wasser aus der Hase in den Uhlenbach, der späteren Else. Staute sich das Wasser vor dem Wehr der oberhalb liegenden Krusemühle, konnte das überschüssige Hasewasser durch die Rinne zur Schlossmühle fließen, ein ausgeklügeltes Wasserverteilungssystem.


Die Bifurkation im 30-jährigen Krieg

Im Jahre 1608 erwarb Philipp Sigismund, Bischof von Osnabrück, das Gut Gesmold mit allen Rechten von der völlig verschuldeten Familie von Amelunxen.

Im 30-jährigen Krieg ließen die Schweden, die Osnabrück einnehmen wollten, von den Bauern aus Gesmold und Dratum einen Damm durch die Hase bauen, das Wasser floss in Richtung Weser durch den Abzweig in Richtung der Werre bzw. der Weser, die Twellbecke. Osnabrück konnte von den Schweden eingenommen werden, weil das verbleibende Hasewasser die Stadtgräben nicht mehr genug füllte. Mit dem Durchfluss des gesamten Hasewassers durch den Abzweiggraben erweiterte sich das Bachbett.

In der Folge ließ man den Damm, der die Hase versperrte, abtragen und in die Twellbecke schütten. Das bewirkte natürlich, dass der Wasserdurchlauf in der Twellbecke sich stark verringerte.


Der Ausbau von Hase und Twellbecke im 17. Jahrhundert

Im Jahre 1664 wurde Georg Christoph von Hammerstein Besitzer des Schlosses Gesmold. Er baute um 1670 seine Mühlen durch den Einbau überschlägiger Wasserräder aus. Einen höherer Anstau der Hase vor der Krusemühle ließ er anordnen, Osnabrück erhielt wiederum weniger Wasser.

Mit der Zeit verstopfte die hölzerne Wasserrinne.

Im Jahre 1867 ließ der Großvogt von Hammerstein nach einem harten Winter und trockenen Sommer die Twellbecke freiräumen, erweitern und vertiefen. Er perfektionierte das Wassersystem zur optimalen Nutzung seiner beiden Mühlen.

Nach dem Tode von Georg Christoph von Hammerstein legte 1688 das Domkapitel in Osnabrück fest, dass der Abfluss der Twellbecke maximal 1- 2 Ellen breit sein solle. Es tat sich aber wiederum nichts. 1690 begab sich eine Osnabrücker Kommission nach Gesmold. Daraufhin wurde der Abfluss mit Hilfe von 100 Pfählen verengt und damit der Abfluss verringert. Doch Christoph Ludolf von Hammerstein ließ den Damm in Stücke schlagen. Eine angesetzte Untersuchung durch eine achtköpfige Abordnung aus Vertretern der Stadt Osnabrück und des Domkapitels ergab, dass noch Reste der Abdämmung erhalten waren, der Abfluss hinter der Absperrung aber sechs mal so breit wie die Hase war.

Eine erneut eingesetzte Kommission empfahl im Abschlussbericht an die Regierung in Hannover, das Wasser an der Krusemühle nicht zu hoch anzustauen und die Abdämmung an der Twellbecke zu erneuern und gleichzeitig den Wasserübertritt an der Gabelung höher zu legen. Nach vielen Streitereien zwischen dem Oberst von Hammerstein, dem Reichskammergericht und dem Geheimen Rat von Osnabrück verordnete die Regierung in Hannover am 16. Mai 1691 den Umbau der Hasegabelung. Der Mund der Wasserableitung konnte auf vier Fuß erweitert werden. Die Herren von Gesmold hatten damit die doppelte Breite von dem erreicht, was in einem alten landesherrlichen Schiedsspruch festgelegt worden war. In den Unterlagen taucht nun in der Sprachregelung zum ersten Mal der Name Else für die Twellbecke, die Verbindung zwischen Hase und Uhlenbach, auf.


Der Mühlenstreit am Ende des 18. Jahrhunderts

Nach einer erneuten Besichtigung einer Kommission 1788 wurde festgelegt, dass 2/3 des Wassers auf die Hase und 1/3 des Wassers auf die Else entfallen solle. Durchgeführt scheint die Maßnahme aber nicht zu sein.

Dafür entbrannten Machtkämpfe zwischen dem Krusemüller und dem Schlossmüller. Sie schütteten gegenseitig Steine in den jeweiligen Abfluss zum Kontrahenten, bis dieser Streit nach einer Zuschüttung der Else durch den Krusemüller 1792 eskalierte.

Der Krusemüller wurde vom Schlossherrn zu einer achttägigen Turmstrafe verurteilt. Im "Gesmolder Bauerntumult" befreiten dann einige hundert Bauern der Umgebung den Krusemüller aus dem Gefängnisturm des Schlosses und machten diesen Turm dem Erdboden gleich. (Bauernaufstand, der der späteren französischen Revolution ähnelte).

Mit der zunehmenden Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Wasserkraft für die Mühlen an Bedeutung. Die turbulenten Zeiten um die Verteilung des Wassers an der Bifurkation waren vorüber.


Die Bifurkation im 20./ 21. Jahrhundert

Umgestaltungen an der Bifurkation erfolgten bislang nur, wenn es für die flussaufwärts liegenden Anlieger Nutzen brachte. Im Jahre 1893 gab es im "Führer durch das Solbad Melle und Umgebung" erste Forderungen, die Anlage einladender zu gestalten. Diese Bestrebungen verliefen jedoch im Sande.

Auf Anregung der Gemeinde Gesmold gab es 1952 erneute Entwürfe zur Ausgestaltung des Bifurkations-Geländes, die jedoch ebenfalls nicht umgesetzt wurden. 1965 wurde die Hase durch eine Steinmauer mit begehbarer Brücke geteilt. Von nun an war das Hasewasser nach altem Recht in Zweidrittelteilung, die Mauer verschönerte den Standort aber nicht. Erst der neu gegründete Heimatverein Gesmold unter der Leitung von Klaus Rahe errichte 1978 im Flussdreieck einen Informationspavillon. Seitdem können die Besucher auf sechs großen Tafeln Informationen zum Umfeld erhalten. Es folgten 1981 ein Grillplatz, 1988 eine große Schutzhütte und im Jahre 2002 eine Grillhütte. Das jüngste fertiggestellte Projekt ist ein Wassertretbecken nach Pfarrer Kneipp, das seit 2006 allen Besuchern zur Verfügung steht.

Erst der im Jahr 2000 umgesetzte Beschluss, an der Bifurkation einen Umweltbildungsstandort einzurichten, veränderte das Aussehen der Anlage stark. Der Landkreis Osnabrück und die Stadt Melle verpflichteten das Göttinger Planungsbüro SigNatur GbR, ein Konzept zu erarbeiten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützte den 700.000 DM teuren Umbau der Anlage mit 200.000 DM und Sponsoren wie die Sparkasse Melle halfen mit, den Umweltbildungsstandort Bifurkation zu verwirklichen. Neben Veränderungen am Teilungsbauwerk ist ein Wegenetz mit Informationstafeln enstanden. Der Bau einer behindertengerechten Toilettenanlage und die Schaffung von Parkplätzen rundeten die Umgestaltungsmaßnahmen ab.

Seitdem ist der Umweltbildungsstandort Bifurkation mit über 10.000 Besuchern pro Jahr ein beliebtes Ausflusziel.